SEGELFLIEGEN
evangelisch - Juni - August 2025

SEGELFLIEGEN - Ein Gefühl von grenzenloser Freiheit
 im Gemeindebrief zum Schwerpunkt: Luft zum Durchatmen
61. Ausgabe, Juni - August 2025 

 

 

Lautlos am Himmel, elegant wie ein Vogel von Wolke zu Wolke durch die Luft zu gleiten, gehört zu den ältesten Menschheitsträumen. Die endlose Freiheit des Himmels zu erleben, hat schon eine unnachahmliche Faszination von ungeheurer Anziehungskraft. Davon haben schon vor 3000 Jahren die alten Griechen geträumt. Jeder Schuljunge kennt die Geschichten von Dädalus und Ikarus. Der Florentiner Leonardo da Vinci war der erste, der wissenschaftlich an die Sache heranging, und das bereits vor mehr als 500 Jahren. Aber die eigentliche Fliegerei hat erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit Otto Lilienthal begonnen. Er baute sich Hängegleiter aus Weidenholz, die mit Stoff bespannt waren. Dem Vorbild Otto Lilienthals folgend unternahmen im Sommer des Jahres 1911 fünf junge deutsche Studenten erste Versuche, um es den Vögeln gleich zu tun. Mit selbst gebauten Gleitern stürzten sie sich im Rhöngebirge von den Hängen der Wasserkuppe und erlebten bei ihren abenteuerlichen Flugversuchen erstmals das Gefühl grenzenloser Freiheit.

Das Segelflugzeug war von Anbeginn an ein richtiges High-Tech-Gerät für einen naturverbundenen, umweltverträglichen Sport. Einsam in seinem Cockpit unter der Plexiglashaube erlebt der Segelflieger ein modernes Abenteuer. Er führt einen ständigen Kampf mit dem Wetter und mit den Luftströmungen. Lufträume, die Motorflieger meiden, weil dort ihre Flugzeuge zu sehr durchgeschüttelt werden, sind besonders reizvoll für den Segelflieger. Geheimnisvolle Luftkräfte sind es, die Segelflugzeuge in immer größere Höhen tragen. Ein Segelflugzeug gleitet zwar immer in der Luft, von der es umgeben ist, nach unten. Soll aber aus dem Gleitflug ein Segelflug werden, dann muss der Pilot eine Luftströmung aufsuchen, die schnell nach oben steigt, schneller als sein Flugzeug sinkt. Segelflieger müssen Aufwinde finden, die sie zwar nicht sehen, aber bestenfalls fühlen können. Sensible Instrumente zeigen dem Piloten aber an, ob sein Flugzeug steigt oder sinkt. Lediglich zum Start braucht der Pilot Fremdenergie. Während des gesamten weiteren Fluges, und das können heute mehr als 2000 Kilometer ohne Zwischenlandung in bis zu 15 Stunden sein, bezieht das Segelflugzeug seine Antriebskraft nur aus den durch die Sonneneinstrahlung verursachten Luftbewegungen über der Erdoberfläche. Thermik kann man fast überall antreffen und in Höhengewinn und Flugstrecke umsetzen.

Übrigens: Schon mit vierzehn Jahren darf ein junger Mensch ein Flugzeug steuern; nach oben hin sind dem Alter keine Grenzen gesetzt. Voraussetzung ist allerdings eine körperliche und geistige Gesundheit.

Hans-Joachim Neupert
Verein für Luftsport e. V. Rotenburg (Wümme)
www.vfl-rotenburg.de