Luftsport Dezember 2022/Januar 2023
Flieg mal hin: EDXQ Rotenburg (Wümme)
Der Flugplatz Rotenburg (Wümme) (ICAO-Code: EDXQ) wurde ab 1936 zusammen mit einer Kasernenanlage errichtet. Aus dem ehemaligen Militär-Fliegerhorst ist im Laufe der Jahre ein moderner Verkehrslandeplatz mit ausgezeichneter Infrastruktur entstanden, der für Geschäftsflieger eine kostengünstige Alternative zu den umliegenden Flughäfen bietet. Der Platz liegt etwa vier Kilometer nordwestlich der Stadt Rotenburg (Wümme) im Elbe-Weser-Dreieck zwischen Hamburg, Bremen und Hannover und auf einer Höhe von 34 Metern. Der Fliegerhorst verfügt über zwei Graspisten mit einer Breite von 40 m bzw. 30 m und den Längen von 750 m und 1200 m. Des Weiteren verfügt der Flugplatz über eine Asphaltbahn mit der Breite 30 m und einer Länge von 806 m. Die An- und Abflüge in Rotenburg sind völlig problemlos. Die nördliche Motorflugplatzrunde wird in 900ft geflogen, die Endteile beider Pistenrichtungen sind Hindernisfrei. Der Platz wird gerne von Chartergesellschaften, Flugschulen und Flugvereinen genutzt. Bei gutem Wetter ist der Rotenburger Flugplatz ein beliebter Anziehungspunkt für Segelflieger, Motorsegler, Ultraleichtflugzeuge und auch für Heißluftballone.
Startaufstellung NSM 2016 8. Wertungstag
Der nahegelegene Bullensee lädt zum Schwimmen und Wandern ein
Seit August 2021 hat der Flugplatz in Rotenburg eine besondere Attraktion deutscher Luftfahrtgeschichte zu bieten. Dem Flugplatz-Chef Achim Figgen ist es gelungen eine der letzten außer Dienst gesetzten Exemplare vom Typ Transall zu organisieren. 50.000 Euro hat die Flugplatz Rotenburg GmbH an Spenden eingeholt, um den ausgemusterten Riesen dauerhaft einem interessiertem Publikum präsentieren zu können. Gebaut wurde die geschichtsträchtige Maschine 1971 in Lemwerder und hat insgesamt nur 13.000 Flugstunden auf dem Buckel. In den vergangenen 50 Jahren war sie unter anderem bei Hilfseinsätzen in Nordafrika und Äthiopien dabei, kam bei der Luftbrücke nach Sarajevo Mitte der 90er Jahre zum Einsatz und danach noch bei Operationen im Sudan, Afghanistan und Mali. Theoretisch könnte der gut 32 Meter lange, mit einer Spannweite von 40 Metern und einem Leergewicht von 30 Tonnen Riesenvogel mit seinem extrem kurzen Startweg von 650 Metern auf der 806 Meter langen Startbahn problemlos abheben, aber er darf nicht.
Im Laufe der Jahre haben sich auf dem Fliegerhorst Rotenburg verschiedene Luftsportgruppen und Wartungsbetriebe angesiedelt. Zu den ältesten zählt der Verein für Luftsport Rotenburg (Wümme) e. V. Dieser Segelflugverein wurde bereits 1952 gegründet und ist seit Mitte der 50er Jahre am Rande des Rotenburger Flugplatzes angesiedelt. Der Verein ist gut 100 Mitglieder stark, von denen etwa die Hälfte aktiv fliegt. Die Vereinsmitglieder können 5 hochmoderne Segelflugzeuge und einen Motorsegler nutzen, die sich alle im Vereinsbesitz befinden. Die Segelflugzeuge werden mit einer vereinseigenen Doppeltrommelwinde gestartet. Sofern das Wetter mitspielt wird von März bis Oktober samstags und sonntags ab 10:00 Uhr geflogen. Nach den Segelfliegern gehört der Motorsegler-Club Rotenburg (Wümme) e. V. zu den am längsten zivil aktiven Vereinigungen am Platz. Desweiteren gibt es außerdem die UL-Gruppe des BVL (Ultraleicht-Gruppe des Bremer Vereins für Luftfahrt. Der Verein betreibt drei eigene ULs und bildet auch aus. Am Platz gibt es auch eine Flugschule für die PPL-Ausbildung, die AvioAcademy. Neben den Vereinen bzw. Flugschulen erfreuen sich auf dem Flugplatz Rotenburg auch drei Wartungsbetriebe immer größerer Beliebtheit. Das sind die Zweigstelle der Salomo Flugzeugservice GmbH aus Parchim, der YAK-Service Rotenburg Wümme und Heidtmann Flugtechnik.
Seit dem 1. Oktober 2022 ist der Flugplatz Rotenburg für Gäste noch attraktiver geworden. Zwei Bremer Geschäftspartner eröffneten am Fuße des Towers eine Filiale von "Moin Sushi". Sushi und Bowls sind gerade sehr angesagt. Die Betreiber sind zuversichtlich, möchten durchstarten und weiter wachsen. Bowls sind ein Zukunftsthema, sehr nahrhaft und gesund, und es werden regionale Produkte genutzt. Für einen Sushi- und Bowl-Laden ist der Standort zwar recht ungewöhnlich, aber das Konzept der Betreiber beinhaltet auch einen Liefer- und Abholservice.
Auch in der Kreisstadt an der Wümme gibt es so einiges zu entdecken. Besonders der Kulturpfad führt vorbei an Denkmälern, historischen Orten und kulturellen Leihgaben. Der Einzelhandel in der Innenstadt lädt zum Shopping ein und das größte Einkaufszentrum im Norden, „Dodenhof“, keine 20 Kilometer entfernt, ermöglicht ein großes Einkaufserlebnis der besonderen Art. Besonders zu empfehlen aber ist das „Ronolulu“, ein Kombibad mit Hallen- und Freibad. Nur wenige hundert Meter vom Rotenburger Stadtzentrum entfernt bieten 2200 m2 Wasserfläche einen nicht enden wollenden Badespaß. Neun Becken in der Halle und von Mai bis Ende September zusätzlich zwei Becken im Außenbereich garantieren Abwechslung für die ganze Familie. Wer gerne rutscht, begibt sich auf die 84 Meter lange Riesenrutsche. Doch wer lieber schwimmen möchte, geht in das Sportbecken, das fünf Bahnen mit 25 Metern Länge zu bieten hat. Warmbecken, Sprungbecken und Außenbecken ermöglichen eine angenehme Abwechslung in der Wasserlandschaft.
Der flache Norden hat auch so einiges an Naturschönheiten und Bauwerken zu bieten. Der idyllische Bullensee, umrankt von Sagen und Legenden, liegt 10 Autokilometer südlich von Rotenburg (Wümme) und ist selbst an schönsten Sommertagen nicht überlaufen. Der naturbelassene Moor-See lädt zum Schwimmen ein, und wenn es im Winter friert, laufen die Menschen auf dem See Schlittschuh. Der große Bullensee ist bis zu 12 Meter tief, ungefähr 11 Hektar groß und von einem Wald umgeben. Im Sommer hat das Wasser eine angenehme Temperatur und steigt in Ufernähe auch mal auf bis zu 30 Grad Celsius an. Das liegt an dem dunklen und moorigen Wasser und an den vielen Flachwasserzonen. Nur wenige Autominuten entfernt befindet sich die Wassermühle von Federlohmühlen. Die Mühle stammt aus dem 17. Jahrhundert und in dem alten Mühlengebäude wurde bis vor kurzem noch Hafer für Pferde gemahlen. Eine weitere Mühle befindet sich im Südwesten des Fliegerhorstes inmitten eines Waldgebietes. Die „Ahauser Mühle“ wurde im Jahre 1694 erbaut und gehörte damals zu einem Gutshof. Heute ist die Mühle mit ihren Speichern und Gebäuden ein imposantes Denkmalensemble und beliebtes Ausflugsziel.
Ein fliegerischer Ausflug nach Rotenburg (Wümme) lohnt sich immer und übernachten sollte man in einem der schönsten und beliebtesten Hotels Norddeutschlands. Nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt befindet sich das 5-Sterne Hotel „Landhaus Wachtelhof“. Ein wunderbares Gebäude, mit Efeu umwachsen, weißen Fassaden und tief heruntergezogenem Schieferdach. Behaglichkeit und zurückhaltender Luxus prägen das Ambiente der 38 Zimmer des Wachtelhofs. Die warmen Farbtöne und die natürlichen Materialien der Ausstattung vermitteln eine gemütliche und edle Atmosphäre.
Text: Hans-Joachim (Perry) Neupert
Fotos: Norbert Neupert und Falk Hildebrand (Flugplatzfoto)
Flugplatzdaten: EDXQ Wümme-Info 136.015 Höhe 97 ft über NN / N53° 07,66` E 09° 20,91` |
Der Autor:
Hans-Joachim Neupert, Fliegername Perry, 67, Berufsschullehrer im Ruhestand, fliegt seit 1975 im Verein für Luftsport e. V. Rotenburg (Wümme) Segelflugzeuge und Motorsegler. Am Boden ist er als Startleiter und Rückholer für die Segelflieger im Einsatz.
